Sternwanderung

Unterwegs sein, fünf Wege, ein gemeinsames Ziel

Von Thomas Fähndrich

Es gibt berühmte Sternmärsche, z.B. als 1905 Zehntausende von Arbeitern aus den Vororten Sankt Petersburgs zum Winterpalast des Zaren zogen, um für menschenwürdigere Betriebsbedingungen, Agrarreformen, Abschaffung der Zensur, religiöse Toleranz und ein Parlament zu demonstrieren, oder als 1963 beim Sternmarsch auf Washington etwa 250’000 US-Amerikaner gegen Rassismus protestierten.

Die Sternwanderung der KME am 3. September 2020 schlug eine Brücke zwischen dem Gewesenen und dem Kommenden. Geführt von Geograf*innen der KME machten sich die Lehrpersonen in Gruppen auf, um auf verschiedenen Wegen die Kaserne, den künftigen Standort der KME, zu erreichen. Unterwegs sein, fünf Wege, ein gemeinsames Ziel – ein stimmiges Bild für das 50-Jahr-Jubiläum der KME.

Auf dem Weg entdeckten die Wandernden manch spannende Ecke in Zürich und die Guides halfen uns, tiefer zu blicken. So erfuhren die einen, welche verheerende Folgen ein grosses Hochwasser der Sihl für Zürich hätte, und andere wanderten durch ein Quartier nahe der Kaserne, das stark jüdisch geprägt ist. Minderheiten gehen oft in der Masse unter, hier wurde die jüdische Kultur sichtbar. Jede Gruppe begegnete wie zufällig einer pensionierten Lehrperson der KME.

Die ehemaligen Kolleg*innen erzählten von prägenden Erinnerungen aus der Vergangenheit der KME. Viele erzählen von der Zeit, als die KME vor etwa 25 Jahren aufgehoben werden sollte und sich in kurzer Zeit neu erfinden musste, andere von den ersten Schritten ins digitale Zeitalter.

In der Kaserne blickten wir in die Zukunft. Martin Klee, Rektor der KME, führte das Kollegium durch das Gebäude. Er würdigte es als Versailles Zürichs und berichtete von seiner früheren, jetzigen und künftigen Nutzung. Wir sassen in einem Schulungsraum der Kantonspolizei und Martin Klee zeigte mit Visualisierungen, wie dieser Raum in Zukunft als Schulzimmer der KME aussehen wird. So war der Bogen zwischen Vergangenheit und Zukunft geschlagen.

Eine Wandergruppe liess sich sogar zu einer lyrischen Produktion hinreissen:

Fast verloren im Tram,
Schlemmen im Rhythmus der Limmat.
Auf der Suche nach der verlorenen Sandbank
Fanden wir einen ehemaligen Kollegen.
Hinter den 7 Gleisen schreiben wir Geschichte.
Schreitend durch die Allee der Europa,
Öffnen wir das Tor der Kaserne.

Der gelungene Anlass endete in der Gegenwart, mit einem Grillabend im BIZE, unserem aktuellen Schulhaus.

Text: Thomas Fähndrich
Bilder: Roberto Huber